Der Australian Shepherd - wie ich ihn sehe

Seit einigen Jahren hält der Aussie in vielen Familien in Deutschland seinen Einzug.
Die bunten Hunde haben es vielen Menschen angetan und nennt man erst mal einen sein eigen dauert es meistens nicht lange bis ein zweiter folgt.
Für mich ist der Aussie das Beste was mir passiert ist und ich denke nicht einmal darüber nach, ob jemals ein Hund anderer Rasse bei uns einziehen würde.
Ich weiß das es vielen anderen Aussiemenschen genauso geht. Aussies machen süchtig und verleiten leider häufig dazu in eine Art Sammelleidenschaft zu verfallen. Angepriesen als leichtführige, nichtjagende Familienhunde endete allerdings für einige der Traum vom Aussie schon bevor dieser erwachsen war. Wenn man sich für diese bunten Hunde interessiert sollte man sich als erstes vor Augen halten was einen Australian Shepherd wirklich ausmacht und ob dieser überhaupt in die jeweilige Lebenssituation passt.

Aus dem Rassestandard (ASCA)
“Der Australian Shepherd ist intelligent, in erster Linie ein Arbeitshund mit starkem Hüte- und Schutztrieb. Er ist ein außergewöhnlicher Begleiter.
Er ist vielseitig und leicht zu trainieren und erfüllt die ihm gestellten Aufgaben mit großem Stil und Enthusiasmus. Er ist Fremden gegenüber reserviert, zeigt jedoch keine Scheu. Obgleich er ein aggressiver und authoritärer Arbeiter ist, ist Bösartigkeit gegenüber Menschen und Tieren nicht tolerabel.“

Nun begegnet man einem Menschen mit einem Aussie und verliebt sich in diesen ungewöhnlichen Begleiter. Meist reicht ein Schulterzucken oder ein Blick des Halters und sein Aussie folgt diesen leisen Kommandos immer seinen Menschen im Blick haltend. Völlig fasziniert spricht man den Menschen an und hört sich lange Vorträge über diese außergewöhnliche Rasse an. Es gibt wohl keinen Aussiebesitzer der seinen Hund nicht für etwas Besonderes hält.
Und das sind sie auch. Was viele vergessen ist der lange Weg dorthin, ein Aussie erzieht sich nicht selber.
Aufgrund Ihrer Intelligenz sind sie leicht zu trainieren, aber ebenso wie sie erwünschtes Verhalten schnell lernen, lernen sie auch unerwünschtes Verhalten ganz schnell. Aussie sind sehr sensible Hunde, sie können Ihre Halter gut lesen, oft reichen kleine Unsicherheiten des Halters aus, um den Hund eigenständig handeln zu lassen.
Ein sensibler Hund, der also auch einen sensiblen HF braucht, der seinen Hund gut lesen kann.
Einen Aussiewelpen zu bekommen ist wie einen Rohdiamant in den Händen zu halten, diese kleinen charmanten schlauen Hunde wollen von der ersten Minute an konsequent erzogen werden. Jegliche Schwachheiten die sich der stolze Besitzer dem knuddeligen Fellknäuel gegenüber erlaubt, speichert der Aussie ab und verwendet sie später ;-)
ein neugieriger Welpen erkundet seine Umgebung. Er wird eine Menge testen und schauen wie weit ergehen darf.
In diesem Alter muss ich ganz klare Grenzen stecken.

Nun ist es nicht so, dass nur der Hund gefordert werden muss, um seinem Arbeitswillen Genüge getan zu werden, sondern ein Aussie fordert seinen Menschen auch oft. Manch einer verzweifelt, weil er seinen Hund nicht lesen kann und nicht weiß warum dieses intelligente Geschöpf plötzlich niemanden mehr in die Wohnung lässt oder Besucher in die Hacken kneift. War es vielleicht lustig durch den Garten zu laufen, mit dem lustigen Welpen im Schlepptau, der versuchte das Hosenbein zu erwischen?
Habe ich ihm da evtl. schon mit signalisiert, dass es völlig in Ordnung ist den Menschen zu stoppen, wenn er mir zu schnell wird oder sich in eine Richtung bewegt in der er sie nicht haben möchte? Haben ich an irgendeinem Punkt im Leben meines Hundes ihm die Kontrolle überlassen?

Er fängt an jedem Reh/Hasen hinterher zu spurten und ist nicht mehr abrufbar, und dass wo er doch als nicht jagend angepriesen wurde.
Nun vermutlich jagt dieser Aussie auch gar nicht, sondern befriedigt seinen Hütetrieb. Er versucht einen Bogen um das Wild zu schlagen, um es stolz seinem Besitzer zu bringen ? Nun das interessiert das Wild, den Förster und den Jäger natürlich herzlich wenig, gehetzt ist gehetzt und auf keinen Fall akzeptabel.
Aber warum macht er das auf einmal? Macht er das wirklich auf einmal, ohne Vorankündigung? Wie oft durfte der lustige Welpe/Junghund denn hinter den Vögeln im Garten herspurten? Hat man es da kommentarlos gestattet? Was aber nicht heissen soll, dass es keine Aussies gibt die wirklich jagen gehen würden und dass mit aller Konsequenz.

Das sollten nur kleine Beispiele sein, um zu verdeutlichen wie schnell ein Aussie fehlverknüpft und was der Preis für das leicht trainierbar und den intelligenten Hund ist. Niemals sollte vergessen werden einen Aussie mit Liebe, Freude und Konsequenz zu erziehen, Druck und Härte sind fehl am Platz.

Der Aussie ist ein Arbeitshund, der sich nicht wirklich mit dem schlichten Dasein eines „nur“ Familienhundes, der zweimal am Tag Gassi geht, begnügt.Sicherlich sind Aussies ganz tolle Familienhunde, wenn sie Ihre Aufgaben und Beschäftigung haben. Ein Aussie muss aussie- und altersgerecht beschäftigt werden. Eine Art der Beschäftigung kann Hundesport, wie z.B. Agility, THS, Obedience usw. sein, viele Aussies lieben es Frisbee zu spielen, es muss aber nicht immer gleich der Vereinssport sein, man kann einen Aussie auch wunderbar im alltäglichen Leben mit Kleinigkeiten beschäftigen, z.B. mit dem Erlernen von Tricks, Apportieren von Dingen oder das Öffnen von Türen ( * g* was sie meist sehr schnell von ganz alleine beherrschen).
Ein Aussie als Torwart, er erfüllt diese Aufgabe mit viel Stil und lässt keinen Ball durch ;-)
Häufig lassen sich Erstaussiebesitzer verleiten Ihr Hunde viel zu früh zu fordern und zu überfordern. Eine Welpe ist zunächst mal ein Baby, das noch ganz viel Ruhe braucht. Am Wichtigsten ist es beizubringen, das es Ruhephasen gibt und nicht 24h Power am Stück.
Ein guter Arbeitshund weiß wann gearbeitet wird und wann Pause ist.
Das muss er aber auch erst lernen, von alleine kommt das nicht.
Zudem ist er ein Arbeitshund mit Hütetrieb, er wurde auf den Farmen gebraucht um das Vieh zusammen zu bringen, Vieh auszusortieren oder auch mal eine größere Stückzahl von A nach B zu bringen.

Aussies sind einige der wenigen Rassen, die „hart“ genug sind um Rinder zu hüten, von daher sind viele Beschäftigungsarten nur eine Ersatzbefriedigung.
Nicht zu unterschätzen ist der Schutztrieb eines Aussies, er wird jederzeit Haus und Hof bewachen und verteidigen. Ein erwachsener Aussie, der gut geprägt und sozialisiert wurde, sowie die nötige Sicherheit von seinen Leuten hat wird auf einen Wink hin fremde Leute ins Haus lassen. Schwierig wird es, wenn der intelligente Hund gelernt hat, das er entscheiden muss, weil seine Menschen in seinen Augen dazu nicht in der Lage sind.

Bei der Überlegung zu einem Aussie sollte man auch bedenken, dass Aussies sehr menschenbezogene Hunde sind.
Sie möchten am Familien/Rudelleben teilnehmen und am liebsten immer dabei sein. Ein Aussie ist häufig der Schatten seines Menschen. Einen Aussiebesitzer erkennt man am Pfotenabdruck auf seinem Schuh.
Ich muss mir also bewusst sein, dass ich die nächsten 15 Jahre einen treuen Begleiter an meiner Seite habe, der aber eben schattenmäßig immer an meiner Seite sein möchte.

In letzter Zeit werden die Stimmen immer lauter die Menschen vor Aussies zu warnen, viele gehen tatsächlich dazu über Ihre eigenen Hunde schlecht zu machen. Ich finde das ganz fürchterlich, Aussies sind supertolle Hunde, wenn man Ihr Wesen erkennt und sie aussiegerecht behandelt. Sicherlich sind sie keine Hunde für jedermann, ich kenne allerdings nicht eine einzige Hunderasse von der man das behaupten könnte. Jede Rasse hat etwas Spezifisches über das ich mir als Hundehalter im Klaren sein muss. Ich muss mir auch darüber im Klaren sein, dass ich meinen Hund präge und forme, so dass er/sie ein Produkt meiner Erziehung ist. Aussies werden erst spät erwachsen und fordern Ihre Menschen zuweilen sehr stark, sie erziehen sich nicht alleine und sind keine Mitläufer. Wenn ich bereit bin viel Zeit, Geduld und Liebe zu investieren erhalte ich dafür allerdings einen treuen Begleiter, der bereit ist für mich alles zu tun.

Wenn ich mich nun für einen Australian Shepherd entscheide, sollte ich mir im Klaren darüber sein, dass ich mich für einen Rassehund entschieden habe.
Das soll jetzt nicht abwertend gegenüber einem Mischlingshund sein ich möchte nur ein wenig klar machen warum die nächsten Punkte dann so wichtig sind.
Wenn ich mich für einen Rassehund entschieden haben (egal welcher Rasse) dann gehört zu diesem Hund ein Papier.
Auch wenn ich keine Zuchtambitionen habe oder jemals eine Ausstellung besuchen möchte. Mit diesem Abstammungsnachweis habe ich als Welpenkäufer die Garantie einen Rassehund gekauft zu haben, ansonsten kann man mir ja viel erzählen, wer garantiert mir denn, das der Deckrüde nicht vielleicht doch ein Bordercollie oder Nachbars Schäferhund war?
Reden können viele Züchter /Vermehrer nämlich wirklich gut und wer glaubt das nicht alles beim Anblick von so süßen kleinen Fellknäueln?
Der zweite Punkt weshalb ich auf Papiere achten sollte ist der, das es in jeder Rasse vererbte Krankheiten gibt. Beim Aussie ist es oft Katarakt, zuweilen CEA, manchmal HD und selten Epilepsie.
Ein gewissenhafter Züchter der nicht einfach so zwei Hunde aufeinander lässt, wägt anhand der Abstammung die Risiken auf Krankheiten und/oder Charakterschwächen ab. Ein guter Züchter kennt die Linien mit denen er/sie züchtet und wird selbstverständlich nicht wissentlich kranke Tiere produzieren.
Schliesslich möchten wir alle gesunde Tiere mit denen wir viele Jahre verbringen können.
Also entweder ich entscheide mich für einen Rassehund, welcher dann auch selbstverständlich einen Stammbaum/Papier haben muss oder ich entscheide mich bewusst für einen Mischling. Einen Rassehund ohne Papier gibt es nicht.

Der Welpenkauf
Leider boomt der Markt für Aussies zur Zeit in Deutschland ganz gewaltig. Alles was intakt ist mit oder ohne Abstammungsnachweis wird vermehrt, weil es Geld bringt. Die Sache mit dem Papier hatten wir ja nun schon. Heisst aber nicht im Umkehrschluss, das alles was mit einem Papier züchtet seriös ist.
In Deutschland können Aussies unter dem VDH oder unter dem ASCA gezüchtet werden. Der VDH ist der deutsche Dachverband für die Zucht unter dem CASD, der ASCA ist eine Registrierungsstelle in den USA dem Herkunftsland des Aussies.

Die Wahl eines Züchters hat viel mit Symphatie und Vertrauen zu tun, dennoch sollten einige wichtige Punkte grundsätzlich gegeben sein.
- die Elterntiere sind HD geröngt und ausgewertet
- sie haben eine gültige Augenuntersuchung
- die Welpen werden zwischen der 6ten und 7ten Lebenswoche ebenfalls Augenuntersucht.
Lassen sie sich auf jeden Fall die Untersuchungsergebnisse zeigen und kaufen sie keinen Welpen ohne eine Kopie dieser Untersuchungsberichte mit bekommen zu haben.
- die Hündin ist min. 24 Monate alt
- der Rüde min. 18 Monate.

Am Besten schaut man sich die Zuchtstätten an bevor Welpen geboren wurden. Welchen Eindruck hinterlassen die Hunde des Züchters? Wie leben die Hunde?
Sind die Zuchthunde ängstlich oder gar aggressiv fahren sie am Besten gleich wieder nach Hause.
Ein guter Züchter wird sich über Ihren frühen Besuch freuen und sie jede Menge Dinge fragen, denn er/sie möchte seine Babys ja in guten Händen wissen.
Im Gegenzug sollten sie den Züchter fragen was er sich von dieser Verpaarung verspricht, ein guter Züchter sollte schon ein anderes Ziel als hübsche Welpen oder sein eigenes Portomonaie haben.


Viele interessante Informationen über die Rasse finden Sie auf All About Aussies .

(aufgrund der Anfragen:
wenn jemand den Text verlinken oder kopieren möchte, dann fragt mich bitte.
Schickt eine Mail an Mawischi oder klingelt durch Tel.:(05724) 970063 )